Andere Bezeichnungen

  • Offener Ductus Botalli
  • Persistierender Ductus arteriosus
  • Persistierender Ductus arteriosus Botalli
  • Ductus arteriosus persistens
  • Ductus botalli apertus
  • patent ductus arteriosus (englisch)

Gängige Abkürzungen

  • PDA

Klassierung der Krankheit nach ICD-10

Zur Verschlüsselung von Diagnosen wird weltweit die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene ICD, die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, angewendet. Sie werden vor allem in Überweisungsschreiben zwischen Tierärzten/Tierspital verwendet.

ICD-10 CodeKrankheit
Q25.0 Offener Ductus arteriosus

ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Was ist die Krankheit?

Der persistierende Ductus arteriosus botalli (PDA) gehört mit der Subaortenstenose (Verengung der Aorta) und der Pulmonalstenose (Verengung der Lungenschlagader) zu den 3 häufigsten kongenitalen (angeborenen) Herzerkrankungen beim Hund. Es handelt sich beim PDA um eine fehlerhafte Verbindung zwischen Körperschlagader (Aorta) und Lungenschlagader (Pulmonalarterie). Diese Verbindung besteht bei jedem Säugetierembryo vor der Geburt und sollte sich einige Stunden bis Tage nach der Geburt verschliessen

Da das ungeborene Tier noch nicht atmet, muss auch seine Lunge noch nicht durchblutet werden. Das Blut aus der rechten Herzkammer wird daher über den PDA in die Hauptschlagader und somit in den Körper umgeleitet, damit es nicht unnötigerweise in die Lunge fliesst. Nach der Geburt verschliesst sich dieser PDA normalerweise spontan. Bei wenigen Tieren verbleibt diese Verbindung auch noch nach der Geburt bestehen. Betroffen von PDA sind mehr Hündinnen als Rüden (70% aller erkrankten Hunde sind weiblichen Geschlechts).

 

PDA

RA = rechtes Atrium (Vorhof); RV = rechter Ventrikel (Hauptkammer);

LA = linkes Atrium (Vorhof); LV = linker Ventrikel (Hauptkammer);

AO = Aorta (Hauptschlagader); PA = Pulmonalarterie (Lungenschlagader)

PDA (Verbindung zwischen AO und PA ist offen)  

 

PDA Blutfluss sauerstoffgesättigt Bleibt dieser Verschluss aus, spricht man von einem PDA. Dabei kommt es dazu, dass ein Teil des aus der Lunge und dem linken Herzen kommenden Blutes von der Aorta in die Pulmonalarterie fliesst (anstatt nur in den Körperkreislauf zu gelangen), erneut die Lunge passiert und wieder dem linken Herzen zugeführt wird. Diese Rezirkulation des Blutes durch den Lungenkreislauf und das linke Herz führt zu einer Vergrösserung der linken Herzhälfte.
PDA (sauerstoffgesättigtes Blut strömt in die Lungenschlagader)  

Ein PDA führt somit zu einer zu starken Lungendurchblutung. Auf Dauer führt dies zu einer Überlastung des Herzens, was zu einer Herzschwäche führen kann. Durch den hohen Blutdruck in den Lungengefässen besteht die Gefahr von irreparablen Schäden an den Lungengefässen, es kann dann zu einer pulmonalen Hypertonie (Hochdruck in den Lungegefässen) kommen, wodurch sich auch die Richtung des Blutflusses ändern kann. Dies ist besonders deshalb problematisch, da nun der Defekt nicht mehr behoben werden kann.

Obwohl manche Hunde mit einem PDA (= persistierender Ductus Arteriosus) jahrelang mehr oder weniger beschwerdefrei leben können, entwickeln die meisten unbehandelten Hunde früher oder später ein Herzversagen und sterben oft schon in jungen Jahren. Deswegen ist ein Eingriff in jedem Fall empfohlen, und zwar besser früher als später, bevor sich bereits Folgeschäden am Herzen gebildet haben.

Der PDA ist eine angeborene Herzerkrankung, das heisst, dass sie von Geburt an besteht. Es handelt sich um eine vererbbare Erkrankung. Tiere mit einem PDA sollten daher nicht zur Zucht verwendet werden. Geschwister betroffener Tiere sollten ebenfalls auf den Defekt untersucht werden, Eltern betroffener Tiere sollten nicht mehr in der Zucht eingesetzt werden (oder zumindest sollte die selbe Verpaarung von Rüde und Hündin nicht noch einmal gewählt werden).

Symptome

Meistens wird die Krankheit vom Tierarzt anlässlich der Erstimpfung beim Abhören der Herztöne festgestellt. Das Hauptanzeichen eines PDA ist ein lautes Herzgeräusch!

Viele Hund mit einem Links-Rechts-PDA zeigen anfangs keine klinische Symptome, die dem Besitzer auffallen würden. Wenn ein PDA allerdings nicht behandelt oder nicht bei einer Impfung entdeckt wird, so entwickeln ca 65% der Hunde Linksherzversagen (Entwicklung eines Lungenödems) und sterben innerhalb des ersten Lebensjahres.

Die Symptome von Linksherzversagen sind:

  • Kurzatmigkeit
  • Atemnot
  • Husten
  • Leistungsschwäche

Wenn sich ein Rechts-Links-Shunt entwickelt hat, können Hunde folgende Symptome zeigen:

  • Blaue Schleimhäute (oft entwickelt sich eine sogenannte Differentialzyanose mit blauen Schleimhäuten im hinteren Bereich des Körpers, z.B. Vulva, Penis, aber nicht vorne, z.B. am Kopf)
  • Kollaps (Zusammenbruch) vor allem der Hinterbeine beim Spielen/Leistung
  • Ohnmachtsanfälle
  • Lethargie (Form der Bewusstseinsstörung, die mit Schläfrigkeit und einer Erhöhung der Reizschwelle einhergeht)

Diagnose

Ob und wann Symptome der Erkrankung auftreten, hängt von der anatomischen Grösse und Form des PDA ab. Diese sollten im Herzultraschall untersucht werden. Der Verlauf der Erkrankung reicht von asymptomatisch bis hin zu Verläufen mit schweren Komplikationen. Je früher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Jedes junge Tier mit einem Herzgeräusch sollte daher mittels Herzultraschall von einem Kardiologen (Herzspezialist) untersucht werden.

Der Mediziner unterscheidet 3 Typen von PDA:

Typ I PDA
Besteht dieser kleine PDA, durch den nur wenig Blut von der Aorta in die Pulmonalarterie gelangt, bleiben morphologische Veränderungen des Herzens meist aus, es vergrössert sich nicht. In diesem Fall kann – unter wiederholten echokardiographischen Kontrollen – unter Umständen auf einen Verschluss und eine medikamentöse Therapie verzichtet werden.

Typ II PDA
Bei diesem Typ besteht eine relativ grosse Verbindung zwischen Aorta und Pulmonalarterie, durch die relativ viel Blut rezirkulieren kann. In diesem Fall kommt es in der Regel dazu, dass sich das linke Herz deutlich vergrössert. Im Verlauf kann es dazu kommen, dass aufgrund von Rückstau von Blut in die Lunge ein sogenanntes Lungenödem entsteht (= Wasser auf der Lunge). In diesem Fall zeigt der Patient akuten, schnell schlechter werdenden Husten und/oder Atemnot. Desweiteren kann es beim unverschlossenen PDA des Typ II zu Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) oder einer Pumpschwäche des Herzens kommen. Bestehen diese Komplikationen, ist die Prognose weniger günstig, als bei einem frühzeitig verschlossenen PDA. Ein Typ II PDA sollte in jedem Fall verschlossen werden. Bestehen ein Lungenödem oder Vorhofflimmern, sollte dies zunächst behandelt und der Patient damit stabilisiert werden, anschliessend kann der PDA-Verschluss vorgenommen werden.

Typ III PDA
Bei diesem Typ ist die Verbindung zwischen Aorta und Pulmonalarterie sehr gross, das Blut kann ungehindert von der Aorta in die Pulmonalarterie fliessen. Dies kann zur Folge haben, dass die Lungenarterien durch diesen stark vermehrten Blutfluss dauerhaft und irreversibel geschädigt werden. Durch diese Schädigung kommt es zur Umkehr des Blutflusses (dann von der Pulmonalarterie in die Aorta) und Vermischung von sauerstoffreichem Blut mit sauerstoffarmem Blut im Körperkreislauf (= rechts-links PDA, Shuntumkehr). In diesem Fall können die Tiere Hinterhandschwäche sowie bläuliche Schleimhäute in der hinteren Körperregion zeigen. In diesem Stadium kann kein PDA-Verschluss mehr vorgenommen werden, die Prognose ist als sehr vorsichtig anzusehen. Eine Behandlung erfolgt in diesem Fall rein symptomatisch.

Behandlung Schulmedizin

Therapie der Wahl bei einem PDA ist der Verschluss des abnormalen Gefässes. Erfolgt dieser früh genug, hat der Patient nach erfolgreichem Verschluss eine normale Lebenserwartung. Der Verschluss kann heute mittels Katheter erfolgen. Hierbei handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff mit einer relativ niedrigen Komplikationsrate. Eine kleine Drahtspirale oder ein Drahtkörbchen wird über einen Katheter in den PDA verbracht und dieser damit verschlossen.
Desweiteren gibt es die Möglichkeit des chirurgischen Verschlusses. Hierbei muss die Brusthöhle eröffnet und der PDA abgebunden werden. Diese Art des Verschlusses wird vornehmlich bei kleinen Patienten unter 3 kg Körpergewicht oder bei einem für den Katheterverschluss nicht geeignet geformten PDA angewendet.

Patienten, bei denen bereits ein Lungenödem besteht, sollten vor einer Operation medikamentös stabilisiert werden. Oft kann die medikamentöse Therapie nach dem Verschluss reduziert oder sogar abgesetzt werden.

Bei Patienten mit einer sogenannten Shuntumkehr (sehr großer/Typ III PDA, bei dem die Lungengefässe bereits so stark geschädigt sind, dass das sauerstoffarme Blut aus der Lungenarterie in die Aorta, also in umgekehrter Richtung fliesst) ist ein Verschluss nicht mehr möglich. Der Patient wird mit einer sehr vorsichtigen Prognose rein symptomatisch (palliativ) behandelt. Unter anderem sind regelmässige Aderlässe indiziert, da der Körper in Folge der Shuntumkehr zu viele rote Blutzellen bildet, was zu Komplikationen führen kann.

Die individuelle Behandlung des einzelnen Patienten ist genau auf die entsprechenden Bedürfnisse zugeschnitten und wird vom Kardiologen/Kardiologin im Einzelfall angepasst.

 

Auch der Besitzer kann mithelfen; aber wie?

Das wichtigste für das Tier ist: Es soll eine gute Lebensqualität haben! Das heisst: Alles was Ihrem Tier Spass macht, soll es auch tun (spielen, Gassi gehen,….). Von dieser Regel gibt es leider ein paar Ausnahmen. So sollte das Tier zum Beispiel möglichst keine salzigen Speisen vom Tisch zu fressen bekommen, da zu viel Salz Herzpatienten schaden kann. Sie sollten Ihrem Tier keine Aufgaben stellen, bei denen es Ihnen nicht mitteilen kann, dass es diese Tätigkeit körperlich nicht schafft (zum Beispiel Laufen am Fahrrad, joggen,…., also Tätigkeiten, bei denen Ihr Tier zu körperlicher Anstrengung „gezwungen“ wird).

Sie sollten sich ausserdem angewöhnen die Ruheatemfrequenz Ihres Tieres zu ermitteln (ein Heben und Senken des Brustkorbs = 1 Atemzug). Diese sollte über eine Minute gezählt werden wenn Ihr Tier in Ruhe ist (am Besten im Schlaf). Die Ruheatemfrequenz sollte unter 45/Minute liegen. Steigt die Ruheatemfrequenz dauerhaft an kann dies ein Anzeichen eines beginnenden Lungenödems sein. Studien haben gezeigt, dass das Zählen der Ruheatemfrequenz durch den Besitzer bei Tieren mit Herzerkrankungen einen exzellenten Frühmarker eines Lungenödems darstellt.

Prognose

Obwohl manche Hunde mit einem PDA jahrelang mehr oder weniger beschwerdefrei leben können, entwickeln die meisten unbehandelten Hunde früher oder später ein Herzversagen und sterben oft schon in jungen Jahren. Deswegen ist ein Eingriff in jedem Fall empfohlen, und zwar besser früher als später, bevor sich bereits Folgeschäden am Herzen gebildet haben. Wenn ein PDA verschlossen wird, haben die betroffenen Hunde eine ausgezeichnete Prognose und meist eine ganz normale Lebenserwartung.