Andere Bezeichnungen

  • Polydipsia

Gängige Abkürzungen

  • PD

Klassierung der Krankheit nach ICD-10

Zur Verschlüsselung von Diagnosen wird weltweit die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene ICD, die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, angewendet. Sie werden vor allem in Überweisungsschreiben zwischen Tierärzten/Tierspital verwendet.

 

ICD-10 CodeKrankheit
R63.1 Polydipsie


ICD-10 online (WHO-Version 2013)


Was ist die Krankheit?

Als Polydipsie bezeichnet man in der Medizin krankhaft gesteigerten Durst. Sie ist wegen der erhöhten Flüssigkeitsaufnahme häufig verbunden mit Polyurie.

Durst und vermehrtes Trinken können banal, aber auch Zeichen schwerwiegender, teilweise lebensbedrohlicher Krankheiten sein.

Welche Erkrankungen führen zu einer Polydipsie?

Die möglichen Krankheitsursachen einer Polyurie / Polydipsie sind nahezu unbegrenzt und reichen von Infektionskrankheiten die eine Nierenbeteiligung haben, bis hin zu psychischen Ursachen.

  • bei weiblichen Tieren Pyometra
  • chronische Lebererkrankungen
  • chronische Niereninsuffizienz / Nierenversagen
  • Fanconi-Syndrom (Stoffwechselstörung der Nieren v.a. des Basenji und Norwegischem Elchhund )
  • bakterielle Infektionen der Niere
  • Nierentumore
  • erhöhte Kalziumwerte im Blut
  • erniedrigte Kaliumwerte im Blut
  • Diabetes mellitus
  • Diabetes insipidus
  • Cushing-Syndrom
  • Addison-Krankheit
  • Hyperthyreose
  • Akromegalie
  • Borreliose
  • Ehrlichiose
  • Dirofilariose
  • Leishmaniose
  • Prostataentzündungen
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen
  • Vergiftungen mit Haushaltsmitteln oder Pflanzen
  • Fieber

und viele mehr

Symptome

Von einer Polydipsie spricht man, wenn die aufgenommen Wassermenge mehr als 80 ml pro Kilogramm Körpermasse und Tag übersteigt (Niemand/Suter 2000).

Diese Mengenangabe ist aber nur ein Richtwert und keinesfalls ohne weiteres auf alle Rassen und möglichen Körpergrössen anzuwenden.

 

Da die Wasseraufnahme u.a. von der Körpermasse abhängig ist (kleine Hunde nehmen im Vergleich zu grossen Hunden mehr Flüssigkeit auf) empfiehlt sich der Vergleich unter Berücksichtigung nach vorhandener Körpermasse, wie sie Hoskins (1995) aufgestellt hat.

Hiernach sinkt die Wasseraufnahme pro Kilogramm Körpermasse mit steigendem Körpergewicht:


Hunde unter 10 Kilogramm liegen im Bereich von 70-130 ml/kg KM (der höhere Wert bei einem Hund von nur 1 Kilogramm Körpergewicht, der niedrige Wert bei Hunden mit 10 Kilogramm Körpergewicht)

Hunde über 10 Kilogramm aber unter 40 kg liegen im Bereich von 66-48 ml/kg KM

Hunde über 40 Kilogramm bis 100 kg im Bereich von 44-33 ml /kg KM

 


Neben dieser Abhängigkeit vom Körpergewicht, sind natürlich noch einige andere Faktoren zu berücksichtigen, wenn man ermitteln will, ob die aufgenommene Wassermenge schon eine Polydipsie anzeigt.

So steigt die Wasseraufnahme mit steigenden Temperaturen, erhöhter Leistung und in Abhängigkeit des Futters.

Hunde die mit Trockennahrung ernährt werden, benötigen im Vergleich zu mit Nassfutter ernährten vergleichsweise mehr Flüssigkeit über das Trinkwasser.

Diagnose

Oft ist die objektive Beurteilung der aufgenommenen Trinkwassermenge nicht aussagekräftig. Ein häufiges Aufsuchen der Wasserschüssel lässt oft den Eindruck entstehen, der Hund nehme viel Wasser zu sich. Ausschlaggebend ist aber, wie viel er tatsächlich zu sich nimmt.

Die Trinkgewohnheiten der Hunde sind sehr verschieden, viele suchen den Trinknapf nur wenige Male am Tag auf, nehmen dabei aber grössere Mengen Wasser zu sich. Andere scheinen dagegen sehr oft am Wassernapf zu stehen, wobei häufig nur kleine Mengen an Wasser aufgenommen werden.


Eine sichere Möglichkeit die Menge an aufgenommener Flüssigkeit zu ermitteln, ist die genau Abmessung, sowohl des Trinkwassers, wie auch alle anderen Flüssikeiten, die der Hund tagsüber zu sich nimmt.

Auch der Wassergehalt des Futters ist zu berücksichtigen z.B. wenn Trockenfutter eingeweicht verabreicht wird, oder die Mahlzeiten aus Nassfutter besteht.


Da Polydipsie fast immer auch mit einer Polyurie einhergeht, sind mögliche Ursachen und Erkrankungen, sowie diagnostisches Vorgehen gleich.

Eine genaue Befragung durch den Tierarzt lassen einige mögliche Punkte als Ursache für eine Polydipsie schon erkennen, so z.B, die Einnahme vom Medikamenten, die zu einem erhöhtem Urinabsatz und damit häufig erhöhter Aufnahme von Wasser, führen. Hierzu zählen in erster Linie

 

  • Glukokortikoide

Dem Hundebesitzer besser bekannt unter dem Namen Kortison, hierunter zählen eine Reihe von Wirkstoffgruppen wie z.B. Dexamethason oder Prednisolon, um nur die häufigsten zu nennen.

 

  • Diuretika

Sie finden vor allem Anwendung bei der Behandlung von Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz) aber auch bei Nierenerkrankungen. Sie führen zu einer vermehrten Ausschwemmung von Wasser und Elektrolyten (vor allem Natrium) aus dem Körper. Auch hier gibt es verschiedene Wirkstoffe wie z.B. Furosemid oder Triamteren.

 

  • Zytostatika

Unter Zytostatika werden Medikamente zusammengefasst, die auf das Zellwachstum vor allem der Zellteilung hemmend wirken. Hierunter fallen, je nach Wirkmechanismus, verschiedene Stoffklassen unter anderem auch die bekannten Antibiotika.

 

  • Antiepileptika

Werden zur Behandlung von Epilepsien eingesetzt. Auch hier finden verschiedene Wirkstoffe Anwendung z.B. Phenytoin oder Primidon.

 

  • Überdosierung mit Thyroxin bei der Behandlung von Schilddrüsenunterfunktionen


Ergeben sich auch aus der Ermittlung der Trinkmenge keine Hinweise, so wird der Tierarzt anschliessend eine ausführliche Ursachenabklärung vornehmen. Dazu zählen weiter Untersuchungen des Urins wie z.B. Harndichte und die Überprüfung ob Glukose oder Eiweisse im Urin zu finden sind.

Blutuntersuchungen, zur Abklärung anderer organischer Ursachen sollen ebenfalls erfolgen, hier vor allem Blutharnstoff, Glukose-, Kalium-, Kalzium und Leberwerte. Die Normalwerte Blut eines Hundes können Sie hier abrufen.

 

Behandlung Schulmedizin

Die Behandlung richtet sicht stets nach der zugrundeliegenden Krankheit.

Prognose

Die Prognose richtet sich ebenfalls nach der zugrundeliegenden Grunderkrankung.